Bandscheibenvorfall / -vorwölbung (Prolaps, Protrusion)

Die Wirbelsäule wird aus Knochen (Wirbelköper), Bandscheiben und Bindegewebe (Bänder) aufgebaut. Die Bandscheiben befinden sich zwischen allen Wirbelkörpern, außer dem ersten und dem zweiten Halswirbel.

Eine Bandscheibe kann man sich ähnlich einem Gelkissen vorstellen. Innen befindet sich eine flexible Gelmasse, die außen von einem festen Faserring umschlossen wird. Je nach Druckbelastung verschiebt sich die Gelmasse nach hinten oder nach vorne. Wölbt sich eine Bandscheibe nach vorn, hinten oder zur Seite vor, ohne den Faserring zu zerreißen, spricht man von einer Bandscheibenvorwölbung (Protrusion), zerreißt der Faserring, von einem Bandscheibenvorfall (Prolaps).

Wie kommt es zu einem Bandscheibenvorfall?

Bandscheiben werden nicht durchblutet. Die Versorgung der Bandscheibe mit Sauerstoff und Nährstoffen erfolgt durch Gewebeflüssigkeit. Unter Entlastung (kein Druck) nimmt die Bandscheibe Gewebeflüssigkeit auf, unter Belastung (Druck) gibt sie diese mit Stoffwechselabfallprodukten wieder ab. Der Wechsel von Belastung und Entlastung ist die Grundvoraussetzung für eine gesunde Bandscheibe.

Kommt es durch eine dauerhafte einseitige Druckbelastung, z.B. durch ständiges Sitzen oder Kopfvorneige, um auf das Smartphone zu sehen, zur einer Überbeanspruchung, oder wird die Bandscheibe dauerhaft entlastet, z.B. bei Bettlägerigkeit, so wird die Bandscheibe nicht ausreichend versorgt und geschädigt. Eine vorgeschädigte Bandscheibe kann dann spontan oder durch eine einfache bzw. größere Belastung vorfallen. Ein Bandscheibenvorfall ist also der Endzustand eines längeren Prozesses.

Wo treten Bandscheibenvorfälle auf?

Bandscheibenvorfälle können in der gesamten Wirbelsäule auftreten. Besonders häufig sind sie jedoch in der unteren Lendenwirbelsäule und in der mittleren bis unteren Halswirbelsäule.

Wo tut es weh?

Die meisten Bandscheibenvorfälle verursachen keine Schmerzen und werden zufällig bei einer MRT- oder CT-Untersuchung gefunden. Nur weil ein Bandscheibenvorfall gesehen wird, ist nicht sicher, ob dieser für den aktuellen Schmerz verantwortlich ist!

Tritt ein durch einen Bandscheibenvorfall verursachter Schmerz auf, besteht dieser typischerweise im betroffenen Wirbelsäulenabschnitt mit einer Schmerzausstrahlung in den Arm (Halswirbelsäule) oder das Bein (Lendenwirbelsäule). Häufig überwiegt der Schmerz im Arm oder Bein, manchmal besteht gar kein Schmerz in der Wirbelsäule.

Tut ein Bandscheibenvorfall weh?

Ein Bandscheibenvorfall kann auf verschiedenen Wegen Schmerzen verursachen. Drückt ein Bandscheibenvorfall auf ein Nerven, führt das neben Ausfallerscheinungen (Taubheit, Muskelschwäche) zu einem Nervenschmerz. Typischerweise wird dieser als brennend und einschießend beschrieben, auch leichte Berührungen der Haut können als schmerzhaft empfunden werden. Weiterhin können Bandscheibenvorfälle durch lokalen Druck und das ausgetretene Bandscheibengewebe eine Entzündungsreaktion hervorrufen. Die Rückenmuskulatur reagiert mit einer Spannungserhöhung und es kommt zu einer Schonhaltung.  Ein Grund für Bandscheiben unter Dauerdruck ist eine schlecht trainierte wirbelsäulenstabilisierende Muskulatur.

Wann ist ein Bandscheibenvorfall gefährlich?

Die meisten Bandscheibenvorfälle werden nicht bemerkt, einige verursachen zum Teil starke Schmerzen und extrem wenige sind gefährlich, wenn Nerven geschädigt werden können.

Drückt ein Bandscheibenvorfall auf das Rückenmark, kann dieses geschädigt werden. Typische Symptome betreffen beide Beine und sind Gangunsicherheit, Taubheit und Kraftminderung. Schmerzen spielen keine oder eine untergeordnete Rolle. Diese Symptome sollten unbedingt von einem Arzt untersucht werden.

Treten Taubheit oder Muskelabschwächungen (Ausfallerscheinungen) in einem Bein oder Arm auf, ist das ein Hinweis auf die Bedrängung eines Nervens. Anhand der Verteilung der Taubheit und der betroffenen Muskeln weiß man, welche Bandscheibe betroffen ist. Ausfallerscheinungen bedürfen immer einer ärztlichen Untersuchung, auch wenn leichte Ausfallerscheinungen in der Regel nicht zu einer Operation führen.

Wie kann man einen (erneuten) Bandscheibenvorfall vermeiden?

Bandscheiben werden durch dauerhafte Entlastung geschädigt, das heißt man sollte den Rücken nicht schonen. Ein Wechsel von Druckbe- und entlastung ist wichtig für unsere Bandscheiben. Für unseren Lebensalltag bedeutet das, dass wir dauerhafte statische Belastungen (z.B. langes Sitzen, Auto fahren, langes Stehen) vermeiden sollten und möglichst viele dynamische Belastungen (z.B. gehen, laufen, etc.) in unserem Alltag einbauen sollten.

Wichtig für die Druckentlastung ist das Training der tiefen, autochthonen Wirbelsäulenmuskulatur.

Leiden Sie unter Bandscheibenvorfall / -vorwölbung (Prolaps, Protrusion)? Dann informieren Sie sich über die medizinische Trainingstheraphie nach Dr. Alfen.